Der letzte Tag bringt mit 44,5 km Strecke und 2.844 Höhenmeter im Aufstieg, 1.820 Höhenmeter im Abstieg die körperlich anspruchsvollste Etappe, in deren Verlauf auch der höchste Punkt der SALOMON 4 TRAILS, die Ochsenscharte (2.787m), überquert wird. Die Route führt zunächst von Landeck (809 m) steil hinauf aufs Fisser Joch (2.432 m). Die Diretissima über Schipisten haben wir in den letzten 3 Tagen ausgiebig geübt. Vom Joch weg (mit Labestation) bleibt die Strecke über die folgenden 24 km praktisch immer über 2.000 m Seehöhe. Dies stellte vor allem für die Teilnehmer aus Holland und Norddeutschland eine zusätzliche Herausforderung dar. 🙂 Gleich zu Beginn tat ich mich mit Michael Brunner aus Gernlinden, Bayern, zusammen, mit dem ich schon am ersten Tag eine Zeit lang gelaufen war. Da es sich um die letzte Etappe handelte, wollten wir noch einmal ordentlich Gas geben. Der Kollege nahm schon im ersten Anstieg (1.623 hm) Gels zu sich, was mich daran erinnerte, dass ich sowas ja auch im Rucksack hatte. Bis dahin hatte ich jeden Tag 2-3 Gels mit, aber noch keines konsumiert. Ich hatte dafür herausgefunden, dass mir ein bis zwei Handvoll Wurst (es gab bei jeder Labestation mundgerecht aufgeschnittene Salami) mit einem Stück Kuchen und zwei drei Spalten Wassermelone am besten taten. Durch meine regenerative Vorbereitung hatte ich ja einen guten Grundstock für die Fettverbrennung gelegt.
Die Bahnkomplikationen am ersten Tag führten bei der Rennleitung zu der Erkenntnis, dass es heute besser wäre, die Zeitnehmung erst bei Kilometer 3,5, also nach dem Bahnschranken zu starten. Wieder wurde das Feld durch diesmal 2 Züge in der Mitte
geteilt. Wenn ich gewusst hätte, dass ich es gerade eben nicht vor dem Zug zum Schranken schaffe, wäre ich freilich nicht so schnell dorthin gelaufen…Nach ca. 10 min!!! Wartezeit (man fährt wieder Bahn) wurde das Rennen neu gestartet. Je näher der höchste Streckenpunkt kam, desto technischer wurde das Laufen. Auf Asphalt folgte Schotter, auf Schotter folgten Wurzelpfade, nach den Wurzelpfaden ging es über Basketballgroße Steine – laut Ausschreibung sogenannte „unvergleichliche Trails auf über 2.000 Metern Höhe „. Erstaunlicherweise hate ich schon gestern bei der Zielankunft der 2. Etappe das Gefühl, es eigentlich geschafft zu haben. Im Bewusstsein, schon mehr als die Hälfte der Gesamtstrecke hinter mir zu haben, ging mir die 3. Etappe recht locker von der Hand. Da ich ohnehin nicht gewinnen werde,
verspürte ich auch überhaupt keinen Zeitdruck und konnte das Laufen genießen. Einzig das nicht mehr enden zu wollen scheinende Bergab tat ziemlich weh. Die Blasen an den Füßen hatten sich zufolge Schuhwechsels schon etwas zurückgebildet. Es fühlte sich nicht mehr bei jedem Schritt so an, als ob ich mir einen Reißnagel eingetreten hätte.Das letzte Stück lief ich gemeinsam mit einem Läuferkollegen aus Bayern, der sich an mich dranhängte. Auch für ihn sind die Salomon 4 Trails der erste Etappenlauf. Er hat zwar schon öfters den Rennsteiglauf gemacht, aber ihm kam es so vor, als ob bisher alle drei Etappen wesentlich anstrengender wären als dieser. „Nie wieder!“ sagte er, „Außer vielleicht nächstes Jahr.“ Nach 5 h 14 min liefen wir gemeinsam ins Ziel in der Landecker Innenstadt. Mein GPS zeigte 32,5 km.
Nach der unerwarteten Pause ging es dann aber schon zur Sache. von hier bis nach Ehrwald waren 6 Anstiege und 6 Abstiege zu bewältigen. Ich denke, das Höhenprofil ist selbsterklärend. Waren die Forststraßen teilweise auch bergauf noch laufbar, so stellten sich die Steige – zumindest für mich – großteils als zu steil heraus. Den Rest gaben mir allerdings die langen Anstiege gerade über die Schipisten hinauf. Das Ganze auch noch bei gefühlten Saunatemperaturen und die Labestellen im Abstand von 10 km.
Beim Briefing wurde uns mitgeteilt, dass die letzen 8 km „nur noch“ bergab führen würden. Nicht nur mir kam deshalb komisch vor, als es bei Kilometer 30 plötzlich steil bergauf ging und die Steigung irgendwie gar nicht mehr aufhören wollte… Laut meinem GPS (Timex Ironman Run Trainer) betrug die Strecke schlussendlich 38,5 km, die Kollegen mit Garmin-Geräten behaupteten sogar mehr als 39 Kilometer gelaufen zu sein. Da dies mein erster Mehr-Tages-Etappenlauf war, wusste ich nicht wirklich, wie sehr ich mich schon am ersten Tag verausgaben kann/soll. Da die Zeit aber ohnehin unwesentlich für mich war, konnte ich die Geschichte ruhig angehen. Gerade deshalb bin ich auch mit der Endzeit von 6h 22 min hoch zufrieden. Im Ziel gab es alles, was das Herz begehrt: Kuchen, Saftln, Bananen und Radler. Ich habe mich vorsichtshalber an den Radler gehalten. 🙂[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=q-zibNgSENU]