Direkt neben dem Gabler ragt die Reichenspitze (3303 m) in den Himmel. Andi Daberta, seine Freundin Petra, Mast „Günz“ Wernard und ich wollten rauf.
Um 6:00 Uhr früh brachen wir von der Bärenbadalm auf. Nicht einmal eine Stunde bis zum Adlerblick, weiter entlang des Speichers Zillergründl. Über einen Aufschwung hinauf ins Kuchelmooskar. Bies hier konnten wir den Gipfel nicht ausmachen. Es war noch keiner von uns oben gewesen und am Horizont waren nur felsige Spitzen erkennbar. Vom Kuchelmooskar führt eine Steilrinne hinauf zum Gletscher. Natürlich hatte ich meine Harscheisen daheim am Küchentisch liegenlassen. Die Rinne war bockhart und bei den anderen halfen die Eisen sichtlich…Trotzdem war ich als Erster am Kopf der Rinne, die letzten Meter musste ich allerdings stapfen.
Am Gletscher angelangt standen wir zum ersten Mal in der Sonne. Es war angenehm warm und wir machten eine kurze Pause. Unter uns sahen wir eine Gruppe von der Plauener Hütte heraufkommen. Eine weitere Gruppe befand sich tief unten am Kuchelmooskar. Vor uns: niemand.
Der Gletscher zieht sich bis zum Gipfelaufschwung hinauf und ist spaltig. Ein Gletscherbruch muss rechts umgangen werden. Im oberen Abschnitt angelangt sahen wir Spuren, die vom Kuchelmooskopf herüberführten. Wie sich später – beim Kartenstudium – herausstellte, führt eine wesentlich kürzere Route direkt vom Adlerblick bis zu einer Einsattelung unterhalb des Kuchelmooskopf, von wo aus lediglich ein relativ kleines Gletscherbecken herüber zur Reichenspitze zu queren wäre. Jetzt wissen wir es. Das nächste Mal können wir uns si sicher eine gute Stunde Aufstieg sparen und eventuell noch den Kuchelmooskopf (auch ein 3000er) mitnehmen.
Jedenfalls begannen wir unterm Grat den Wind zu spüren. Es zogen plötzlich Wolken auf und es wurde bitterkalt. Ca. 100 Meter unterm Gipfel beschlossen Martin und ich, auf den Gipfel zu verzichten. Nicht zu spät, denn mit unnseren gefrorenen Fingern bekamen wir kaum noch die Felle von den Schi. Andi und Petra erlagen der Gipfelgeilheit und gingen noch weiter. Wir aber flüchteten vom Grat und fuhren der Aufstiegsspur folgend ab. Inzwischen war der Gipfel dicht von Wolken eingehüllt. Die nachkommende Gruppe von der Plauener Hütte hatte inzwischen den Beginn des Gipfelgrates erreicht, sämtliche Tourengeher waren aber schon beim Abfellen. Auch sie hatten die Schnauze voll und wollten runter in die Wärem! Wir unterhielten uns kurz mit ihnen und erfuhren, dass ihrer Meinung nach diese Tour als Eintagestour zu weit sei, weshalb sie auf der Plauener Hütte im Winterraum geschlafen haben. Naja… 😀
Je weiter wir nach unten kamen, desto wärmer wurde es. Wir beeilten uns, um der temperaturbedingt steigenden Lawinengefahr, die aus den Steilhängen oberhalb des Stausees drohte, zu entkommen. Um halb vier waren wir zuhause, den Gipfel haben wir aber noch nicht aufgegeben!!! Schließlich scheint dieser ein lauschiges Plätzchen zu sein, wie man auf den Fotos von Andi sehen kann.
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