IMG_1235.JPGMein persönliches Saisonhighlight sollte also heuer der Karwendelmarsch sein. Erstmals seit 20 Jahren erwacht eine Legende wieder zum Leben. 1990 wurde der Marsch das letzte Mal abgehalten. Insgesamt 52 Kilometer gilt es übers Karwendel von Scharnitz nach Pertisau zu wandern. Dabei sind drei Berge und rund 2.800 Höhenmeter zu überwinden. An die 10.000 Kalorien verbrennt angeblich jeder Teilnehmer bei den Strapazen. Der Start nicht in Scharnitz liegt auf 967 m. 

Um 6:00 Uhr früh ging es bei Dunkelheit los. Es waren zwar ca. 250 Läufer gemeldet, das regnerische Wetter hat aber wahrscheinlich doch einige Athleten abgeschreckt. Die Strecke führt über die Larchetalm (1.174 m) recht flach bis zum ersten knackigen Anstieg hinauf zum Karwendelhaus(1.765 m). Bis hierher waren es knapp 16 km und es lief sich recht gut. Ich hatte mir vorgenommen, das Ganze langsam anzugehen, was mir auch gelungen ist. Die grobe Schotterstraße hinunter zum Kleinen Ahornboden (1.399 m) erwies sich wegen der groben Steine als giftig. Von dort führt ein fußfreundlicher Wanderpfad zur Ladizalm (1.565 m). Gut 28 km waren geschafft! Mein Versuch, mich mit einem Energieegel zu stärken ging allerdings ziemlich in die Hose… Nicht nur, daß gut die Hälfte des klebrigen Gels auf meinem Unterarm landete, mußte ich mich fast übergeben. Der Anstieg zur Falkenhütte (1.846 m) ging dann doch noch im Laufschritt. Nun zog allerdings Nebel auf und der sonst so schöne Blick auf die Lalidererwände war verdeckt. Aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich das Panorama ohnehin nicht genießen. Meine ganze Konzentration galt dem Steig hinüber zum Hohljoch (1.794 m). Nur wenige Meter unter der Hütte hatte ich lernen müssen, dass meine Laufschuhe nicht denselben Halt gaben wie meine Bergschuhe. Zuerst knickte ich mit dem rechten Knöchel ein, wenig später mit dem linken. Ich sah ein, dass ich besser langsamer, dafür aber sicher laufen mußte. Am Adlerweg vom Joch hinunter zur Engalm (1.200 m) IMG_0186.JPGkamen die ersten „normalen“ Wanderer entgegen. Erstaunlich wie manche Germanen auf Läufer mit Startnummer reagieren: es ist ja auch naheliegend, dass man einen Weg nicht teilen muß, nur weil da einige Irre daherlaufen… In der Eng befand sich das Ziel für die Kurzdistanz-Wanderer (35 km). Als Läufer erwarteten mich aber noch der letzte 700 m-Anstieg und die restlichen 17 km. An der Labestation bei der Binsalm (1.500 m) warteten schon Norbert und mein Vater. Ein paar schnelle Fotos und ein paar Becher Tee später begab ich mich weiter Richtung Hochleger. Bis hierher ging es über die Schotterstraße, nun aber galt es den durch den Nebel äußerst rutschigen Steig hinauf zum Gramai Hochleger (1.895 m). Von Laufen war hier hinauf keine Rede mehr, es war mehr ein Zwei-Schritte-vor-einer-zurück. Auch der Pfad hinunter erwies sich als knifflig und traute ich mich auch hier nicht richtig zu laufen. Noch vor der Gramai (1.263 m) passierte man die 42 km-Marke und ich holte einen Läufer ein, der offenkundig nur noch auf dem Zahnfleisch gehen konnte. Mir ging es noch einigermaßen gut und ich kam wieder richtig in Schwung. Langsam wußte ich, dass ich die verbleibenden 10 km auch noch schaffen würde. IMG_1257.JPGÜber sanft abwärts geneigte Almböden lief ich nun in immer besser werdendem Wetter Richtung Achensee. Das Ziel in Pertisau (931 m) war nun schon zum Greifen nahe. Nach 7 h 6 min 15 sek lief ich über die Ziellinie. Ein tolles und erlösendes Gefühl. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!!!

Eine tolle Streckenübersicht findet man hier.

http://www.youtube.com/watch?v=RuLEZQQwlcs
  • Larchetalm (1.174 m)
  • Karwendelhaus (1.765 m)
  • Ladizalm (1.565 m)
  • Falkenhütte (1.846 m)
  • Eng (1.200 m)
  • Binsalm (1.500m)
  • Gramai Hochleger (1.895 m)
  • Gramai (1.263 m)
  • Pertisau am Achensee (Ziel – 931 m)